Kunstgenuss am offenen Feuer
Arbeit ist zentraler Bestandteil unseres modernen Lebens. Daneben steht die Sehnsucht nach Muße. Der Wunsch nach einem harmonischen Leben. In Gemeinsamkeit. Im Sommer. Abends. Zusammen mit Freunden. Beim Grillen. Mit dem Feuerring werden diese wertvollen Stunden unvergesslich.
Der schweizerische Stahlbildhauer Andreas Reichlin erfand mit dem Feuerring eine faszinierende und ewige Form für das gemeinschaftliche Grillen. Der Feuerring bannt den Blick. Man spürt die anziehende Urkraft des geschmiedeten Metalls.
Sie sind Stahlkünstler. Was lieben Sie besonders an Ihrem Beruf?
Was ich besonders liebe ist, dass ich das Innere ausleben kann. Das was ich persönlich für richtig finde. Dass ich mich nicht an einem Trend oder an einem Markt ausrichte, sondern wirklich das mache, was für mich stimmig ist.
Worauf legen Sie besonderen Wert in Ihrer Arbeit?
Ehrlichkeit. Authentisch sein. Nachhaltigkeit. Mit dem Produkt Feuerring natürlich die Geselligkeit.
Stichwort Nachhaltigkeit: Für den Transport Ihrer Feuerringe werden spezielle Holzkisten hergestellt. Sie legen auch hier Wert auf eine nachhaltige Nutzung. Wie kann man sich das vorstellen?
Die Kiste wird erstens mit Holz aus der Region hergestellt. Im Nachbardorf ist eine wunderschöne Sägerei, direkt am Vierwaldstätter See. Dort wird das Holz mit einer Gattersäge gesägt. Und dann kommt das Holz drei Dörfer weiter in eine Institution für beeinträchtigte Menschen, wo es bearbeitet wird. Dann kommt das Holz zu uns ins Lager, wo die Logistik die Feuerringe einpackt. Und die Idee ist, dass die Kiste mit drei Schrauben auskommt und mit zwei Zurrbändern. Der Kunde bekommt den Feuerring bordsteinkantig angeliefert. Die Kiste kann er öffnen, indem er die zwei Zurrbänder aufschneidet, die drei Schrauben löst und weil es ein Steckmodul ist, kann er die einzelnen Bretter voneinander nehmen. Er macht einen Schnitt und hat das Holz für das erste Feuer. Oder, wenn er einen grünen Daumen hat, kann er die Kiste noch als Hochbeet nutzen. Je nach Modell werden die Möhren kürzer oder länger (lacht).
In welcher Preismarge liegen die Feuerringe?
In Schweizer Franken beginnt es beim kleinsten, dem D100, mit CH 4.100,- und das geht bis zu CH 11.000,- für den Feuerring Tulip 80, der ist aber für die Gastronomie gedacht.
Für welche Menschen schaffen Sie Ihre Feuerringe?
Für alle, die Freude an meiner Form haben. Und an unserer Philosophie. Es gibt Menschen, die sparen über die Jahre dafür, vom Finanziellen her hätten sie eigentlich überhaupt nicht die Möglichkeit. Die sparen, weil sie spüren, dass sie mit dem Feuerring leben möchten. Und weil er die Nachhaltigkeit ausstrahlt und auch erfüllt. Es sind Leute querbeet vom Landwirt bis zum Banker. Das schöne ist ja, jeder Mensch hat das Feuer in sich. Feuer ist ein Urtrieb. Ob Mann oder Frau, das haben wir in uns. Wenn man ins Feuer schaut, hat das etwas unheimlich Beruhigendes.
Was würde Sie reizen neu zu entwickeln?
Ich habe zurzeit ganz aktuell die Tulip-Reihe entwickelt. Die geht von einer Höhe von 40 Zentimeter bis auf die 80 Zentimeter hoch. Eine große Herausforderung: es gibt inzwischen 15 verschiedene Formen. Die ersten Feuerringe waren die ganz flachen, der D100 bis zum D120. Wenn ich einen neuen Entwurf mache, ist mein Anspruch immer, dass die Form nicht schlechter wird, sondern besser werden muss. Anders ja, aber sie darf nicht abfallen von der Form und der Qualität der skulpturalen Wirkung.
Ihre Arbeit ist schwere körperliche Arbeit. Wer unterstützt Sie darin?
Ich baue die Feuerringe ja nicht mehr selber. Ich habe sie viele Jahre selbst gebaut. Feuerringe sind ja eher kleine Formen. Ich komme aus der Kunst und da habe ich sehr große Objekte gebaut, die an die sechs Meter hoch waren, und Tonnagen schwer. Nun habe ich das Knowhow einer Firma bei uns im Dorf Küssnacht am Rigi weitergegeben und anvertraut.
Da sind jetzt vier Leute in der Lage, den Feuerring herzustellen. Ich muss sagen, es war schwierig mein ästhetisches Empfinden an jemanden weiterzugeben, der Schlosser und Metallbauer ist. Der hat natürlich einen ganz anderen Anspruch. Der hat die Funktion und das Material im Kopf. Aber wenn man von einem Bildhauer einen Auftrag bekommt, kommt stark das Ästhetische dazu, das Skulpturale. Und das sind dann ganz kleine Gegebenheiten, die dann entweder den Feuerring zunichtemachen, so dass er einfach plump wirkt oder die Spannung fehlt. Oder eben, dass er Kraft bekommt. Wir haben Monate, wenn nicht Jahre daran gearbeitet, wie die zwei Flächen zwischen Ring und Schale zusammentreffen sollen. Das hört sich jetzt so simpel an, aber genau da liegt der Hase im Pfeffer. Diese Kante muss stimmen! Und dann hat der Feuerring seine skulpturale Kraft. Inzwischen machen die Arbeiter das mit Stolz und inzwischen gehe wöchentlich in der Firma vorbei und schaue mir das an. Und dann sagen sie: „Schau mal, die Kante da, die ist doch jetzt perfekt, oder?“ Das ist eine große Freude! Und es macht Spaß, dass ich dieses Bewusstsein an sie weitergeben durfte.
Wie schätzen Sie allgemein die Zukunft der Kunst für Gebrauchsgegenstände ein?
Vom Feuerring kann ich sagen, ich bin überzeugt, dass der Feuerring in seiner absoluten Reduktion so schon vor 300 Jahren funktioniert hätte. Und ich bin überzeugt, dass er das in 300 Jahren immer noch tut. Weil er reduziert ist auf das absolut Wesentliche. Man kann ihm nichts mehr hinzufügen und ihm nichts mehr wegnehmen. Es ist der kleinste Nenner für mich persönlich. Dadurch ist er absolut zeitlos.
Unsere Vision ist, dass die Feuerringe zu einem Klassiker werden. Darin sind wir wunderbar unterstützt worden, wir haben den reddot–Award „best of the best“ gewonnen, und den German-Design-Award – und worüber wir uns sehr gefreut haben – wir haben den German-Brand-Award „gold“ bekommen. Es gibt ein Zitat der Jury vom German-Brand-Award auf unserer Website. Sie schreiben, dass man bei der Feuerring-Marke spürt, dass die Leute, die dahinter stehen selbst große Freude am Produkt haben und diese Ausstrahlung nach außen geben.
Feuerring GmbH | Andreas Reichlin & Beate Hoyer
Tieftalweg 3 | 6405 Immensee
Telefon +41 41 850 70 58
www.feuerring.ch
Fotos:
© Sylvan Müller
© Günter Standl
© Daniela Kienzler
Interview und Text: Anja Theßenvitz im Auftrag von